Chlamydien: Definition
Chlamydien sind gram-negative Bakterien, deren Zellwand aus Murein, einem aus Aminosäuren und Zuckermolekülen aufgebauten Biopolymer und einer zusätzlichen äußeren Zellmembran besteht. Sie nehmen einerseits die Form infektiöser Elementarkörper an, die an ein Leben außerhalb der Zellen ihrer Wirte angepasst sind, innerhalb der Wirtszellen vermehren sie sich als Retikularkörper durch Querteilung. Sie lösen bei Mensch und Tier verschiedene Arten von Chlamydien-Infektionen (Chlamydiosen) aus, die sich durch unterschiedliche Symptome manifestieren.
Chlamydien-Arten
Auf für den Menschen klinisch bedeutender Ebene werden vier Arten von Chlamydienstämmen unterschieden. Chlamydia trachomatis ist das am weitesten verbreitete Bakterium der Familie der Chlamydiaceae und befällt Augen und Geschlechtsorgane. Chlamydia psittaci und Chlamydia pneumoniae verursachen seltene, jedoch unter Umständen gefährliche oder chronische Lungenkrankheiten, Chlamydophila abortus kann Früh- oder Fehlgeburten verursachen.
Von Chlamydien hervorgerufene Erkrankungen
Sexuell übertragbare Krankheiten
Der bakterielle Erreger Chlamydia trachomatis verursacht eine in den westlichen Industrienationen häufige, durch ungeschützten Vaginal, Anal- oder selten auch Oralverkehr übertragbare Entzündung der Geschlechtsorgane und Harnröhre. Vor allem Menschen, die oft ihre Sexualpartner wechseln oder ungeschützten Geschlechtsverkehr praktizieren, sind von der sogenannten Chlamydien-Infektion betroffen. Da es im Verlauf der Erkrankung meist nur zu leichten Symptomen kommt, die nach einiger Zeit von selbst wieder verschwinden, wird die Chlamydien-Infektion oft nicht erkannt, obwohl sie durch einen einfachen Urintest leicht diagnostizierbar ist.
Die meisten Betroffenen ignorieren die nur selten schmerzhaften Symptome, die sich lediglich in Brennen beim Wasserlassen, wässerigem oder eitrigem, gelblich-grünem Ausfluss oder einem Jucken der Vagina, des Penis oder, wenn die Krankheit durch Analverkehr übertragen wurde, des Afters äußern können.
Wird die Chlamydiose nicht durch Antibiotika behandelt, bleiben die Erreger jedoch auch lange nach dem Abklingen der Symptome im Körper bestehen, breiten sich aus und verursachen noch nach Jahren gesundheitsschädigende Spätfolgen. Bei Frauen kommt es häufig zu Entzündungen der Gebärmutter und der Eileiter, die zu Verklebungen oder Vernarbungen der inneren Geschlechtsorgane führen und das Risiko für Eileiterschwangerschaften, Frühgeburten und Unfruchtbarkeit signifikant erhöhen. Ebenso kann eine mit Chlamydien infizierte Schwangere die Erreger während der Geburt auf ihr Baby übertragen, wodurch es meist etwa zehn bis zwölf Tage später zu einer Lungen- oder Bindehautentzündung beim Neugeborenen kommt. Auch Männer können durch eine unbehandelte Chlamydien-Infektion unfruchtbar werden, da als Spätfolgen Entzündungen der Samenleiter, Nebenhoden oder der Prostata auftreten.
Darüber hinaus bedingt eine verschleppte Chlamydien-Infektion eine signifikant erhöhte Anfälligkeit für eine HIV-Infektion, da die Schleimhäute für die Viren durchlässiger werden und sich in den entzündenden Körperregionen große Mengen an Immunzellen ansiedeln, die Zielzellen für den HIV-Erreger darstellen.
Eine seltenere, ebenfalls durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragene Chlamydien-Infektion der Genitalien stellt die Erkrankung Lymphogranuloma venereum dar, die fast ausschließlich in Ländern der tropischen und subtropischen Klimazonen verbreitet ist.
Die mit der Gabe von Antibiotika innerhalb von wenigen Wochen heilbare Krankheit verläuft bei ausbleibender Behandlung in drei Stadien, im Zuge derer es zunächst zu der Bildung einer Pustel am Penis oder in der Vagina kommt. Diese zerfällt nach kurzer Zeit, wodurch die Erreger in die Lymphbahnen gelangen und die Lymphknoten befallen. Die von Fieber und Schmerzen des Bewegungsapparates begleitete Krankheit führt schließlich zu Abszessen und Fisteln an den Lymphknoten, einer Verdünnung der darüber liegenden Haut und im dritten Stadium zu Lymphödemen und der Elephantiasis ähnlichen Veränderungen und Vergrößerungen der befallenen Organe oder Geschlechtsteile.
Die Augenkrankheit Conjunctivitis trachomatosa
Die unter der geläufigeren Bezeichnung Trachom bekannte Erkrankung ist in den westlichen Industrienationen äußerst selten und betrifft vorrangig kleine Kinder in tropischen Gebieten. Durch mangelnde Hygiene kommt es zu einer Infektion durch direkten Kontakt mit Schleimhäuten von Augen, Nase oder Mund sowie durch gemeinsam benützte Wäsche. Auch Fliegen stellen einen Übertragungsweg der Conjunctivitis trachomatosa dar.
Kurze Zeit nach der Infektion treten ähnlich wie bei einer herkömmlichen Bindehautentzündung vermehrte Sekretbildung und Brennen der Augen auf. Nach einigen Tagen bildet sich an der Bindehaut des Oberlides ein Follikel, das schließlich platzt und Narben hinterlässt. Durch die Vernarbung kommt es zu Fehlstellungen des Lides und damit verbunden zu Scheuern der Wimpern an der Oberfläche der Hornhaut des Auges, was zu Verletzungen führt, die die Sehkraft allmählich beeinträchtigen und schließlich zur Erblindung führen.
Conjunctivitis trachomatosa kann durch die lokale Anwendung von Antibiotika gut behandelt werden. Ist die Krankheit schon so weit fortgeschritten, dass es zu Fehlstellungen des Lides gekommen ist, können diese durch eine Operation ausgeglichen werden.
Übertragung von Haus- und Nutztieren auf den Menschen
Neben einer Reihe von Chlamydien-Stämmen, die sowohl wildlebende als auch Haustiere als Wirte befallen und nur von Tier auf Tier übertragbar sind, existieren auch zwei von Chlamydien verursachte Zoonosen, die für den Menschen bei engem Kontakt ansteckend sind und mitunter gefährlich werden können.
Die bei Tauben und Wirtschaftsgeflügel wie Enten oder Hühnern auftretende Ornithose, die bei Papageien und anderen Ziervögeln unter der Bezeichnung Psittakose bekannt ist, kann bei Menschen abhängig von der Beschaffenheit ihres Immunsystems sowohl symptomlos, als auch grippeähnlich oder als schwere Lungenentzündung verlaufen. Die Infektion erfolgt durch die Inhalation von in Staub- und Kotpartikeln enthaltenen Erregern des Stammes Chlamydia psittaci. Bleibt eine Behandlung mit Antibiotika aus, beträgt die Todesrate in schweren Fällen zwischen zwanzig und fünfzig Prozent.
Bei Schaf- oder Ziegenherden wird der sogenannte Chlamydienabort, eine durch das Bakterium Chlamydophila abortus hervorgerufene meldepflichtige Tierseuche über kontaminierte Stoffe wie Kot, Trinkwasser oder Futtermittel verbreitet. Dabei kommt es bei Schafen und Ziegen zum sogenannten „Verlammen“, also Reihen von Tot- oder Fehlgeburten innerhalb einer Herde. Bei engem Kontakt mit Schafherden ist auch eine Infektion des Menschen möglich, die sich meist in grippeartigen Symptomen äußert. Da Chlamydien leicht die humane Plazenta passieren, sollten Schwangere den Umgang mit Schafen und Ziegen, vor allem in verseuchten Herden unbedingt meiden. Die von den Tieren übertragenden Chlamydien können nämlich auch bei Menschen zu Frühaborten führen.