Mundtrockenheit – Beschwerden von harmloser Aufregung bis hin zu ernsthaften Erkrankungen
Wer kennt das nicht? Vor dem Vortrag greift man dankbar zum bereitgestellten Wasserglas, der Kaffee beim Vorstellungsgespräch bringt Linderung – vor Aufregung ist der Mund ganz trocken geworden, die Stimme heißer, ein trockener Kloß sitzt im Hals. Das Lampenfieber verursacht Trockenheit im Mund. Was hier jedoch meist nach dem Vortrag wieder vorbei ist, kann bei anderen Betroffenen ernsthafte gesundheitliche Gründe haben. Nicht immer sind Ursachen für Mundtrockenheit, die auch als Xerostomie bezeichnet wird, auf die leichte Schulter zu nehmen.
Vom Speichel und dessen Ausbleiben: Auslöser und Ursachen für Mundtrockenheit
Bis zu 1,5 Liter Speichel fließen täglich durch unsere Mundhöhle, sechs große und zahlreiche kleine Drüsen sorgen dafür. Der Speichel ist dafür verantwortlich, dass wir schlucken können, was wir essen. Auch liefert er eine große Anzahl von Eiweißen, Antikörpern und Enzymen, die Krankheitserreger schon im Mund abtöten und das Essen in einem ersten Schritt zersetzen. Für die Zähne beherbergt der Speichel Fluorid, Natrium und Kalzium. Wird der Mund trocken, wird also das Essen schwierig, die Zähne werden nicht mehr ausreichend geschützt und auch Bakterien gelangen einfacher in den Organismus. Durch längere Beeinträchtigung kann es zu Mundgeruch, Kariesbefall und Schleimhautentzündungen kommen.
Die Ursachen für Mundtrockenheit sind vielfältig. Zum einen sind das zum Beispiel äußere Faktoren wie trockene Luft, Schnarchen und Mundatmung. Gerade im Winter leiden viele unter roten Augen, trockener Nase und trockenem Mund: Durch das Atmen durch den Mund wird das noch verstärkt. Das Rauchen unterstützt die Austrocknung ebenfalls. Befindet sich zu wenig Flüssigkeit im Körper, wird der Mund ebenfalls trocken. Das kann durch wenig Trinken oder zu hohen Flüssigkeitsverbrauch bei Sport, Erbrechen oder Durchfall ausgelöst werden. Zum anderen ist auch die Psyche eine Ursache für Mundtrockenheit. Stress, Depression oder Angst sind Gründe, warum der Körper in erhöhte Alarmbereitschaft gerät – alle nicht wichtigen Körperfunktionen werden gedrosselt – so auch der Speichelfluss. Neben diesen beiden Kategorien können aber auch ernsthafte Erkrankungen hinter der Trockenheit im Mund stecken. Auch haben manche Medikamente Mundtrockenheit als Nebenwirkung. Zu den Risikogruppen dieser Beschwerden gehören Raucher, ältere Menschen und von Krankheit bereits geschwächte Personen.
Harmlos oder ernst zu nehmen: Ab wann sollte man mit einem trockenen Mund zum Arzt?
Was hinter der Mundtrockenheit steckt, kann in manchen Fällen nur ein Arzt entscheiden. Nicht immer muss gleich ein Spezialist aufgesucht werden: Der trockene Mund vor dem Vortrag ist eher harmlos und unbedenklich als krankhaft. Professionelle Hilfe sollte gesucht werden, wenn beispielsweise die Mundtrockenheit über einen längeren Zeitraum auftritt. Probleme mit Kauen, Schlucken und Schmecken? Sind auch Nase und Augen trocken und es brennt im Mund? Dann sollte ein Arzttermin vereinbart werden. Der Weg zum Doktor ist ebenfalls ratsam, wenn die Symptome seit der Einnahme eines neuen Medikaments auftreten, außergewöhnliche Belastungen der Psyche vorliegen oder Zahnfleischprobleme, Karies und Mundgeruch hinzukommen.
Wird Mundtrockenheit von Gliederschmerzen, häufiges Wasserlassen, Kopfschmerzen und großem Durstgefühl begleitet, sollte mit dem Weg zum Arzt nicht gewartet werden. Dann kann eine ernsthafte Erkrankung dahinter stecken: Möglich sind Erkältungen und Nasennebenhöhlenentzündung, Autoimmunkrankheiten, Stoffwechselstörungen, Diabetes, Erkrankungen der Speicheldrüsen und Tumore. Auch Sehstörungen, Übelkeit, Erbrechen und geschwollene Speicheldrüsen dürfen nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
Behandlung: Ärztliche Betreuung und eigene Hilfestellungen
Wer von Trockenheit im Mund betroffen ist, kann zunächst selbst Dinge zur Linderung unternehmen: Gut kauen und viel trinken beispielsweise. Das Schlucken fällt bei Mundtrockenheit schwer, das Kauen regt den Speichelfluss an. Deswegen helfen auch Kaugummis und Drops. Achtung: Zucker. Durch den fehlenden Speichel ist die Zahngesundheit bereits angegriffen. Daher sollte lieber auf zuckerfreie Produkte zurückgegriffen werden. Auch eine deutlich gesteigerte Mund- und Zahnhygiene ist wichtig – der Apparat ist durch zu wenig Speichel bereits geschwächt, Karies und Parodontose müssen hartnäckig bekämpft werden. Der Körper braucht zudem viel Flüssigkeit. Um den Mund besser feucht zu halten, eignen sich zuckerfreie Tees und Wasser. Achtung Raucher: Nicht nur wegen der Trockenheit im Mund lohnt es sich, mit dem gesundheitsschädlichen Rauchen aufzuhören!
Helfen einfache Mittel nicht, muss eine ärztliche Behandlung in Erwägung gezogen werden. Hier werden durch verschiedene Untersuchungen (unter anderem eine körperliche Untersuchung von Augen, Nasen und Schleimhäute, Ermittlung der Speichelfließrate, Untersuchungen von Urin und Blut sowie Ultraschall) die Ursache ausgemacht. Bei Bedarf werden Spezialisten hinzugezogen: HNO-Ärzte, Neurologen, Zahnärzte oder Psychiater.