Radfahren wird nachgesagt, Impotenz zu verursachen. Entgegen der Annahme, dass dies nur ein Gerücht sei, legen Studien nahe, dass das Fahrrad tatsächlich den männlichen Geschlechtsorganen und somit auch der Potenz schaden kann.
Anatomie der männlichen Genitalien
Die Anatomie der männlichen Geschlechtsorgane spielt bei den Auswirkungen des Radfahrens auf die Potenz eine wichtige Rolle. Vielen Männern ist nicht bewusst, dass man zwischen dem inneren und äußeren Genitalbereich unterscheidet. Die äußeren Geschlechtsorgane liegen sichtbar außerhalb des Körpers, hierzu zählen der Penisschaft und die Hoden. Der innere Genitalbereich umfasst jedoch ebenso etwa die Hälfte der männlichen Genitalien. Hierzu zählen vor allem die Blutbahnen und Nervenstränge des Penis. Ein Großteil der Venen befindet sich dabei im sogenannten Perineum – dem Bereich zwischen den äußeren Geschlechtsorganen und dem Anus. Gerade das Perineum wird durch das Radfahren beeinträchtigt. Die Signalverarbeitung durch die Nerven und der Blutfluss, im speziellen der Blutstau, im Penis spielen jedoch bei der Entstehung einer Erektion eine besondere Rolle.
Durch Radfahren induzierte Impotenz
Beim Radfahren liegt der Genitalbereich des Mannes, insbesondere das Perineum, auf dem Sattel auf. Durch die kleine Sattelfläche entsteht Druck, sodass bis zu 40 Prozent des gesamten Körpergewichts auf dem Genitalbereich ruhen. Dies führt zu Beeinträchtigungen der Blutbahnen und Nervenstränge des Penis, was wiederum Einfluss auf die Potenz nimmt. Bereits nach wenigen Minuten auf dem Rad kann der Sauerstoffspiegel in den Gefäßen des Penis um 80 Prozent sinken. In Kombination mit der dauerhaften Belastung der Nerven führt dies allein bei 94 Prozent der Radfahrer zu Taubheitsgefühlen der Genitalien, wobei dieses Phänomen sogar Frauen betreffen kann. Eine anhaltende bzw. sich wiederholende Taubheit wirkt sich beim Mann allerdings auf die Potenz aus. Die Folge sind vorzeitig abklingende Erektionen oder gar Impotenz. Allerdings spricht man hierbei von einer akuten bzw. reversiblen erektilen Dysfunktion, da in den meisten Fällen die Symptome nach relativ kurzer Zeit wieder abklingen. Gewöhnlich geht man davon aus, dass sich die Beschwerden nach etwa zwei Wochen wieder legen. Jedoch sind bei andauerndem Radfahren und einer somit fehlenden Erholungsphase der Lendengegend Fälle möglich, in denen die Erektionsprobleme bis zu acht Monate anhalten.
Eine amerikanische Studie mit einer Fahrrad-Einsatztruppe der Polizei zeigte, dass Radfahren die Anzahl der Erektionen im Schlaf um etwa 15 Prozent senkt. Die Ergebnisse zeigen erste Hinweise auf die gesundheitlichen Auswirkungen des Fahrrads auf die Lendengegend des Mannes. Auch andere Studien belegen, dass Symptome wie Taubheit der Genitalien oder eine kurzfristige erektile Dysfunktion unter Radfahrern keine Seltenheit ist und häufiger auftritt als bei Vergleichsgruppen. So geht man davon aus, dass ca. 16 Prozent der Radfahrer in der Altersgruppe 18 bis 59 Jahren unter Potenzstörungen leiden.
Sattelform aus Auslöser erektiler Dysfunktion
Forscher haben sich in verschiedenen Studien damit auseinandergesetzt, in welchem Bereich des Radsattels der größte Druck auf die Genitalien lastet. Hitzebilder verschiedener Sattelformen zeigten, dass die Belastung des Perineums bei einem Sattel mit Nase am größten war. Der entscheidende Faktor ist somit die Sattelnase. Eine Weiterführung der oben erwähnten Polizei-Studie untersuchte die Druckunterschiede zwischen nasenlosem Sattel und einem Sattel mit Nase.
Bereits sechs Monate nach dem Wechsel auf einen nasenlosen Sattel konnte der Druck auf die Lendengegend um 66 Prozent reduziert werden, während sich die Empfindlichkeit des Penis erholte. Auch andere Studien zeigen, dass die genaue Anpassung des Sattels nötig ist, um Beeinträchtigungen der Potenz zu meiden. Dabei sollte nicht nur die Sattelnase entfernt werden, die Breite sollte zudem auf die Beckenbreite des Radfahrers eingestellt sein. Für gewöhnliche sind entsprechende Messungen und Anpassungen in jedem Radgeschäft möglich.