Eine Speicheldrüsenentzündung, in der medizinischen Fachsprache unter dem Begriff der Sialadenitis bekannt, ist eine infektiöse oder durch eine Fehlreaktion des Immunsystems ausgelöste Erkrankung, die alle drei im Kopf liegenden Speicheldrüsen betreffen kann. Sie entwickelt sich häufig in der Unterkieferdrüse oder Unterzungendrüse. Kommt es zu einer Entzündung der Ohrspeicheldrüse oder Glandula parotis, sprechen Ärzte von der sogenannten Parotitis. Die bekannteste Ausprägung dieser Form der Erkrankung ist die viral bedingte, als typische Kinderkrankheit definierte Parotitis epidemica oder Mumps.
Mögliche Ursachen von Speicheldrüsenentzündungen
Abhängig von den Ursachen unterscheiden Mediziner zwischen der akuten und chronischen Form der Speicheldrüsenentzündung. Am häufigsten tritt die Erkrankung als akute Entzündung auf. Eine akute Speicheldrüsenentzündung ist viral oder bakteriell bedingt. Mumps wird durch das Paromyxovirus ausgelöst. Dieser Erreger wird durch Tröpfcheninfektion übertragen, gelangt über den Blutkreislauf in die Ohrspeicheldrüse und verursacht dort eine entzündliche Reaktion. Auch andere Virusinfektionen, vor allem das zu den Herpesviridae gezählte Cytomegalovirus, können eine Speicheldrüsenentzündung verursachen.
Unter den bakteriellen Auslösern sind vor allem Streptokokken und Staphylokokken bedeutsam. In den meisten Fällen treten durch Bakterien ausgelöste Speicheldrüsenentzündungen bei Menschen höheren Lebensalters auf, die stark abgemagert sind oder unter Störungen des Flüssigkeitshaushaltes leiden. Es kann auch vorkommen, dass jüngere Menschen aufgrund von langfristig falschem Trinkverhalten zu wenig Flüssigkeit aufnehmen. Kommt es dadurch zu einem Wassermangel des Organismus, reagiert der Körper unter anderem mit einer Verringerung der Speichelproduktion. Dies hat zur Folge, dass die Speicheldrüsen nicht mehr ausreichend durchgespült werden. Im Laufe der Zeit entwickeln sich Konkremente in den Drüsengängen, die als Speichelsteine bezeichnet werden. Als Abflusshindernisse ermöglichen sie die Besiedelung der betroffenen Speicheldrüse mit potentiell pathogenen Bakterien. Dies wird durch alters- oder ernährungsbedingte Immunschwächen zusätzlich begünstigt.
Als mögliche Ursachen einer infektiösen Speicheldrüsenentzündung akuter Ausprägung kommen auch die bakteriellen Erreger der Tuberkulose oder durch Bisse oder Kratzer von Katzen auf Menschen übertragbare Viren in Betracht. Nur äußerst selten entwickelt sich eine Speicheldrüsenentzündung als Folge einer Infektion mit Aktinomyzeten, einer Gruppe von stabförmigen, anaeroben Bakterien.
Es kann vorkommen, dass eine Speicheldrüsenentzündung als Folgekrankheit oder Begleiterscheinung einer Grunderkrankung auftritt. Einige Autoimmunerkrankungen wie das Heerfordt-Syndrom oder die Sörjen-Krankheit gehen aus nicht ausreichend erforschten Ursachen mit der Zerstörung der Tränen- und Speicheldrüsen einher. Zellen des Immunsystems greifen gesundes Gewebe der Drüsen an, was dazu führt, dass deren Funktionen beeinträchtigt sind. Als Folge entwickeln sich entzündliche Prozesse, die in chronischen Speicheldrüsenentzündungen resultieren.
Die sogenannte Strahlensialadentitis tritt, wie ihr Name bereits verrät, durch Strahlenbelastung im Kopfbereich auf. Diese Form der Speicheldrüsenentzündung tritt häufig als Begleiterscheinung einer Strahlentherapie zur Behandlung eines Tumors im Kopf oder Hals auf. Je nachdem, ob es im Rahmen der Therapie zu dauerhaften oder nur vorübergehenden strahlenbedingten Schädigungen der Speicheldrüse kommt, kann die daraus resultierende Entzündung akut oder chronisch verlaufen.
Symptome, Verlauf und mögliche Komplikationen einer akuten Speicheldrüsenentzündung
Eine akute Sialadenitis oder Parotitis ist durch plötzlich auftretende Schwellungen und Schmerzen im Bereich der entzündeten Drüse gekennzeichnet. Die betroffene Drüse ist zudem druckempfindlich und verhärtet. Durch die Schwellung bedingt, treten Rötungen der über der erkrankten Drüse liegenden Haut auf. Oft fühlt sich die Haut im betroffenen Bereich auch heiß an. Diese Symptome treten bei bakteriellen Formen der Erkrankung einseitig auf, während sich durch Viren verursachte Speicheldrüsenentzündungen wie Mumps in den meisten Fällen in Beschwerden auf beiden Seiten manifestieren. Charakteristisch für eine virale Sialadentitis ist zudem die Tatsache, dass die Symptome erst zwei oder drei Wochen nach der Infektion auftreten.
Eine akute Speicheldrüsenentzündung geht zudem mit verschiedenen Begleitsymptomen einher. Neben Fieber, Lymphknotenschwellungen und allgemeinem Unwohlsein leiden die Patienten häufig auch unter Kau- und Schluckbeschwerden. Bei Vorliegen einer Paroditis können die Betroffenen die Mundhöhle oft nur unter starken Schmerzen öffnen. Der Speichel enthält bei viralen Ursachen wässerige Entzündungssekrete, bei bakterieller Infektion Eiter. Die Schmerzen nehmen während des Kauens an Intensität zu, was die Nahrungsaufnahme erheblich erschwert. Das Kauen regt die Produktion von Speichel an, der jedoch durch die Schwellung nicht ungehindert fließen kann und dadurch zusätzlichen Druck auf das entzündete Gewebe ausübt.
Bei entsprechender Behandlung heilen akute Speicheldrüsenentzündungen in der Regel innerhalb einiger Tage folgenlos aus. Eine unbehandelte bakterielle Sialadentitis resultiert häufig in der Bildung eines Abszesses, der je nach Lokalisation durch den Hals, Gehörgang oder in die Mundhöhle aufbrechen kann. Im schlimmsten Fall hat dies eine Gesichtslähmung oder lebensbedrohliche Sepsis zur Folge. Das Mumpsvirus kann, wenn es bei Jungen erst in der Pubertät zu einer Infektion kommt, eine Hodenentzündung oder sogenannte Orchitis bedingen. Diese Erkrankung geht mit einem erhöhten Risiko der Unfruchtbarkeit einher. Sehr selten treten im Rahmen einer Mumpsinfektion mitunter lebensbedrohliche Komplikationen auf. Als Folgeerkrankungen einer Parotitis epidemica kommen Entzündungen der Gehirnhäute, des Herzmuskels oder der Bauchspeicheldrüse in Betracht.
Symptome und Verlauf chronischer Speicheldrüsenentzündungen
Wird eine Sialadentitis nicht ursächlich behandelt, besteht die Gefahr einer Chronifizierung. Chronische Verlaufsformen, die meist auf Grunderkrankungen zurückzuführen sind, entwickeln sich langsam und sind von einem schubweisen Auftreten der Schmerzen und Schwellungen gekennzeichnet. Diese zeigen sich einseitig, können jedoch zwischen den beiden Seiten wandern. Im Gegensatz zur akuten Sialadentitis ist das Entzündungssekret nicht nur eitrig, sondern auch von körniger Beschaffenheit. Durch die wiederkehrenden Entzündungsschübe kommt es allmählich zu Vernarbungen oder Rückbildungen des Drüsengewebes. Mögliche Folgen solcher Gewebeveränderungen sind knotige und in ihrer Funktion beeinträchtigte Speicheldrüsen. Dies geht mit einem langfristig deutlich verminderten Speichelfluss einher, wodurch das Risiko für starken Mundgeruch und chronische Erkrankungen der Mundhöhle wie schwere Karies steigt.