Das Reizdarmsyndrom ist eine unangenehme und mitunter schmerzhafte, jedoch ungefährliche Erkrankung, die aus einer nervlich bedingten Funktionsstörung resultiert. Sie äußert sich in vielfältigen Beschwerden des Magen-Darm-Trakts, die über Wochen, Monate oder Jahre hinweg immer wieder auftreten und schubweise mit Verdauungsproblemen, Stuhlanomalien und Bauchschmerzen einhergehen. Die genauen Ursachen sind bis heute nicht völlig geklärt, werden jedoch mit langfristigen psychischen Belastungen in Zusammenhang gebracht.
Das Reizdarmsyndrom basiert nicht auf organischen Störungen oder Veränderungen des Verdauungstraktes, was die Diagnose deutlich erschwert. In den westlichen Industrienationen ist diese Erkrankung weit verbreitet, allerdings werden Betroffene nur selten ernst genommen. Oft werden die Symptome des Reizdarmsyndroms mit denen von Nahrungsunverträglichkeiten oder Entzündungen des Magen-Darm-Traktes verwechselt. Als psychosomatische Erkrankung ist das Reizdarmsyndrom schwer zu therapieren und verlangt eine ganzheitliche Behandlung.
Ursachen des Reizdarmsyndroms
Die genauen Ursachen für diese Funktionsstörung konnten bis heute nicht genau definiert werden. Als auslösende Faktoren vermuten Wissenschaftler in erster Linie langfristige psychische Belastungen wie Stress, Angstzustände, Nervosität, Kummer oder Ärger. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es sich bei dem Reizdarmsystem um eine nervöse Störung handelt. Vielmehr kann man das Reizdarmsyndrom als psychosomatische Erkrankung bezeichnen, die als Folge eines Zusammenspiels unterschiedlicher Einflüsse auftritt. Falsche Ernährungsgewohnheiten werden damit nicht in Verbindung gebracht, allerdings kann eine Änderung derselben zu einer deutlichen Linderung der Beschwerden beitragen.
Infektionen des Darmtraktes und Störungen in den Nervenverbindungen zwischen Gehirn und Darm werden ebenfalls als Ursachen vermutet. Das Reizdarmsyndrom betrifft deutlich mehr Frauen als Männer, wobei dieses Phänomen bis heute nicht erklärt werden kann. Grundsätzlich besitzen sensible Menschen mit einer instabilen Psyche, die häufig Stress ausgesetzt sind, ein erhöhtes Risiko, am Reizdarmsyndrom zu erkranken.
Symptome und Verlauf des Reizdarmsyndroms
Ein Großteil der Betroffenen stellt zwischen dem zwanzigsten und dreißigsten Lebensjahr erstmals Verdauungsstörungen fest, die auf das Reizdarmsyndrom hindeuten. Diese Funktionsstörung kann mit vielfältigen Symptomen einhergehen, die oft monate- oder jahrelang bestehen bleiben und in Phasen der Entspannung nachlassen.
Je nach Art der Symptome wird zwischen verschiedenen Typen des Reizdarmsyndroms unterschieden. Viele Betroffene leiden hauptsächlich unter krampfartigen, brennenden oder stechenden, manchmal auch dumpfen, in Wellen auftretenden Schmerzen, die sich nach der Nahrungsaufnahme und während des Stuhlgangs verstärken und schubweise in Phasen von emotionaler und psychischer Belastung bemerkbar machen. Diese sind vor allem im Bereich des Unterbauchs lokalisierbar und gehen oft mit einem Völlegefühl einher.
Bei anderen Patienten stehen Verstopfung oder chronischer Durchfall im Vordergrund, wobei sich die Konsistenz des Stuhls von hart zu wässrig-breiig abwechseln kann und oft kleine Mengen von Schleim beigemengt sind. Dazu kommen bei vielen Patienten ein unregelmäßiger, häufiger Stuhldrang und das Gefühl einer inkompletten Darmentleerung. Die meisten Betroffenen leiden zudem unter starken Blähungen, die die Schmerzen und das Völlegefühl noch zusätzlich verstärken.
Wirksame Maßnahmen gegen das Reizdarmsyndrom
Betroffene sollten sich stets bewusst machen, welche psychischen Einflüsse, Konflikte und Lebensumstände dazu führen, dass der Darm in seiner Funktion gestört wird. Oft kommt es dadurch schon zu einer Linderung der Beschwerden und zu einer Auseinandersetzung mit den auslösenden Faktoren. Zusätzlich ist die Erkenntnis, dass die Beschwerden nicht aufgrund einer organischen Störung auftreten, für viele Patienten eine große Hilfe, um gelassener mit dem Problem umzugehen.
Da die Ursachen für diese funktionelle Erkrankung nicht genau geklärt sind, existiert keine ursächliche Behandlung. Eine Therapie zielt deshalb lediglich darauf ab, die Verdauungsprobleme und Bauchschmerzen gezielt zu behandeln. In vielen Fällen hat sich die Gabe leichter und gering dosierter Antibiotika bewährt, die beruhigend auf das Nervensystem des Darmtraktes wirken und dadurch die Symptome lindern. Gegen akute Schmerzen, Verstopfung und Durchfall können kurzfristig Medikamente wie Schmerzmittel oder Abführmittel zum Einsatz kommen. Diese sollten jedoch nicht dauerhaft eingenommen werden.
Betroffene können viel tun, um die Beschwerden langfristig zu lindern. Gegen die Bauchschmerzen helfen Wärmeanwendungen, beispielsweise in Form einer Wärmeflasche, die auf die betroffene Region aufgelegt wird. Regelmäßige Saunagänge, Kräuterbäder und feuchtwarme Bauchwickel bringen ebenfalls eine deutliche Linderung der Bauchschmerzen. Eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten trägt maßgeblich dazu bei, Bauchkrämpfe und Blähungen zu lindern. Hierzu zählen ausgiebiges Kauen, der Verzehr von kleineren, über den Tag verteilten Mahlzeiten und der Verzicht auf stark blähende Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Zwiebeln und Knoblauch sowie große Mengen an Ballaststoffen und Alkohol.
Teemischungen auf Basis von Fenchel, Anis oder Kümmel wirken auf sanfte Art hervorragend gegen Blähungen und Verdauungsbeschwerden. Wer vorrangig unter Verstopfung oder Durchfall leidet, kann mit ballaststoffreicher Kost und einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr einiges zu einem normalen Stuhlgang beitragen. Bei akuter Verstopfung helfen Leinsamen oder Trockenobst wie Feigen und Pflaumen, die über Nacht in Wasser aufgeweicht und anschließend mit Naturjoghurt verzehrt werden.
Heilung durch seelische Stabilität
Nur ein konsequenter Stressabbau und eine stabile Psyche können langfristig zu einer vollständigen Ausheilung des Reizdarmsyndroms führen. Wichtig ist, sich mit belastenden Umständen im Berufs- und Familienleben bewusst auseinanderzusetzen. In vielen Fällen muss ein Psychotherapeut zurate gezogen werden, um innere Konflikte langfristig zu lösen.
Verschiedene Entspannungstechniken können helfen, mit psychischen Belastungen des Alltags umzugehen und das innere Gleichgewicht zu finden. Vor allem Meditation, Yoga und autogenes Training haben sich in diesem Zusammenhang erfolgreich bewährt. Ein ganzheitlicher Arzt wird je nach Verfassung des Patienten auch Behandlungsmöglichkeiten wie etwa eine Verhaltenstherapie, Hypnose oder ein anderes psychologisches Verfahren vorschlagen.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin stehen unterschiedliche Heilverfahren wie Akupunktur oder Akupressur zur Verfügung, um das psychische Gleichgewicht zu regulieren und bestimmte darmbezogene Energiebahnen zu stimulieren.
Nervosität und innere Unruhe werden oft erfolgreich mit pflanzlichen Arzneien mit Hopfen oder Baldrian behandelt. Ätherische Öle wie Lavendel oder Melisse wirken ausgleichend auf die Psyche und dadurch lindernd bei psychosomatischen Darmbeschwerden. Depressionen, die oft Auslöser des Reizdarmsyndroms darstellen, können mit pflanzlichen Medikamenten auf Basis von hochdosiertem Johanniskraut sanft und wirksam therapiert werden.